Das KL Treblinka liegt in einem bevölkerungsarmen Gebiet südlich von Malkinia, einer Eisenbahnstation an der Hauptstrecke
Warschau-Bialystok. Das Lager befand sich vier Kilometer entfernt von dem Ort und der Eisenbahnstation
Treblinka. Die Gegend war dicht bewaldet und gegen Einblick gut abgeschirmt. In der Nähe war 1941 das
Straflager Treblinka 1 errichtet worden, in dem Polen und Juden Zwangsarbeit in Steinbrüchen leisteten.
Das Vernichtungslager errichtete die SS-Zentralbauleitung Warschau unter Mitarbeit deutscher Firmen im
Rahmen der Aktion Reinhard zwischen Ende Mai und dem 22. Juli 1942, wobei man Lagerinsassen von Treblinka 1
und Juden aus den benachbarten Städten zur Arbeit heranzog. Außer den Lagergebäuden und Gaskammern wurde
auch ein Nebengleis vom Lager zur nahegelegenen Eisenbahnstation gebaut. Auf dem Lagergelände wurden
riesige Gruben ausgehoben, die später als Massengräber dienten.
Das Lager Treblinka in einem Rechteck von 400 Meter Breite und 600 Meter Länge angelegt, ähnlich den schon
errichteten Lagern Belzec und Sobibor. Zwei Stacheldrahtzäune umgaben das Lager; am inneren Zaun bildeten
Baumzweige einen Sichtschutz. An den Zäunen und an den vier Ecken standen acht Meter hohe Wachtürme. Das
Lager war in drei Bereiche aufgeteilt: für Unterkünfte, für die Ankunft von Transporten und für den
Vernichtungsprozess. Es gab Unterkünfte für die deutschen und "fremdvölkischen" Wachen sowie Büros, einen
Krankenbau, Lagerräume und Werkstätten. Ein weiterer spezieller Bereich enthielt Wohnbaracken und Werkstätten
der im Lager als Schneider, Schuster oder Tischler arbeitenden jüdischen Gefangenen. Neben dem Gleis und
der Rampe war der "Umschlagplatz", ein eingezäunter Abschnitt mit zwei Baracken, wo die Neuankömmlinge ihre
Kleider ablegen mussten. Hier befanden sich zwei große Lagerräume, wo die persönliche Habe der Opfer sortiert
und aufbewahrt wurde. Im südöstlichen Teil befand sich der Bereich, in dem die Häftlinge ermordet wurden, vom
deutschen Personal das "obere Lager" genannt. Das 200 mal 250 Meter große Gelände war vollständig eingezäunt
und vom Rest des Lagers abgetrennt. Hier befand sich ein Backsteingebäude mit drei Gaskammern von je vier mal
vier Metern Größe. In einem anschließenden Schuppen stand ein Dieselmotor, der das Kohlenmonoxyd für die
Kammern produzierte. Das Gas wurde über Röhren an den Decken in die Gaskammern eingeführt, die wie Duschräume
gebaut waren. Ein Flur führte zu den drei Gaskammern. Jede Gaskammer hatte eine zweite Tür, durch die die Leichen
entfernt wurden. Östlich des Gebäudes, 150 bis 200 Meter von den Gaskammern entfernt, befanden sich die riesigen
Gruben, in denen die Leichen vergraben wurden. Ein schmaler Pfad, auf beiden Seiten eingezäunt und mit Baumzweigen
getarnt, führte vom Ankunfts- zum Vernichtungsbereich. Über diesen Pfad, "Schlauch" genannt, mussten die nackten
jüdischen Häftlinge in die Gaskammern gehen. Der erste Lagerkommandant war SS-Obersturmführer Irmfried Eberl. Ende August/ Anfang September 1942 wurde er durch den SS-Obersturmführer Franz Stangl, dem früheren
Kommandanten von Sobibor, abgelöst. Etwa 20 bis 30 SS-Männer, die fast alle am Euthanasie-Programm beteiligt
gewesen waren, leiteten das Lager.
Eine etwa 90 bis 120 Mann starke Kompanie von meist ukrainischen Trawniki-Männern diente in Treblinka Lagerwachmannschaft.
Sie verhinderten Flucht- und Widerstandsversuche. Die Trawniki-Männer waren auch für den Betrieb der Gaskammern
zuständig. Es waren meist sowjetische Kriegsgefangene, die sich zum Dienst bei den Deutschen gemeldet hatten.
Einige der sowjetischen Kriegsgefangenen waren Volksdeutsche, sie wurden meist zu Zug- oder Gruppenführern ernannt.
Zwischen 700 und 1000 jüdische Gefangene im Lager hatten Schwerstarbeit zu verrichten, u. a. auch im Vernichtungsprozess.
Außerdem hatten sie den persönlichen Wünschen des deutschen und ukrainischen Personals zur Verfügung zu stehen.
Gruppen jüdischer Gefangener wurden darüber hinaus zu Bauarbeiten herangezogen, die selbst während des Vernichtungsprozesses
fortgeführt wurden. Diese Gefangenen wurden für einige Tage oder höchstens Wochen zu Arbeiten eingesetzt und dann
"selektiert" und getötet, bevor Neuankömmlinge ihre Plätze einnahmen. Im September 1942 versuchte die Lagerleitung
die Zeit, die für die Ermordung der Angehörigen eines Transports erforderlich war, zu reduzieren. So sollte eine ständige
(statt einer immer wieder neu zu ersetzenden) Mannschaft jüdischer Gefangener aufgestellt werden, wobei jeder einzelne
für eine bestimmte Phase des Vernichtungsprozesses zuständig sein sollte. Diese ständige Mannschaft wurde tatsächlich
aufgestellt, bestand aber nur kurze Zeit: Häufige "Selektionen", die Todesstrafe für geringfügigste Verstöße, Krankheiten,
Epidemien und Selbstmorde forderten viele Opfer. Das Massenvernichtungsprogramm in Treblinka begann am 23. Juli 1942,
die ersten Opfer waren Juden aus dem Warschauer Ghetto. Bis zum 21. September des Jahres wurden 254000 Juden aus
Warschau in Treblinka ermordet, insgesamt 366000 Menschen. Aus dem Distrikt Radom wurden 337000 Juden ermordet und
aus dem Distrikt Lublin 35000, die meisten vor dem Winter 1942/43. Die Gesamtzahl der Juden, die im Generalgouvernement
gelebt hatten, betrug 738000. Aus dem Distrikt Bialistok wurden über 107000 Juden in Treblinka ermordet, die meisten zwischen November 1942 und Januar 1943.
7000 Juden aus der Slowakei, die zuerst in Ghettos des Generalgouvernements deportiert worden waren, wurden im Sommer
und Herbst 1942 ermordet. Aus Theresienstadt wurden bis zum 25. Oktober 1942 in fünf Transporten 8000 Juden deportiert.
Aus Griechenland kamen in der zweiten Märzhälfte 1943 über 4000 Juden, die zuerst aus Thrakien nach Bulgarien deportiert
worden waren. 7000 Juden aus Makedonien, dem Teil Jugoslawiens, den Bulgarien annektiert hatte, wurden Ende März und
Anfang April 1943 in Treblinka ermordet. Aus Saloniki kam Ende März 1943 mindestens ein Transport mit 2800 Juden. Insgesamt
wurden in Treblinka 29000 Juden aus Ländern außerhalb Polens ermordet. Auch 2000 Zigeuner waren unter den Opfern. Die
Massenvernichtung wurde bis April 1943 fortgesetzt, danach kamen nur noch vereinzelte Transporte an. Nach einem Besuch
Heinrich Himmlers in Treblinka Ende Februar/Anfang März 1943 begann man auf seinen Befehl, die Leichen der Opfer zu verbrennen.
Zu diesem Zweck wurden die Massengräber geöffnet, die Knochen zermalmt und mit der Asche wieder vergraben. Diese
Leichenverbrennungen sollten die Spuren der Morde verwischen. Nach ihrem Abschluss wurde das Lager Treblinka im Herbst 1943 aufgelöst.
Insgesamt waren hier 870 000 Menschen ermordet worden.
Weitere Bilder von Treblinka
Die Kommandanten von Treblinka